Behandlung von Gleichgewichtsstörungen

Gleichgewichtsstörungen - die verlorene Balance!

Gleichgewichtsstörungen oder Schwindel sind der Ausdruck einer Orientierungsstörung des Menschen im Raum.

Meist geht der Schwindel mit "vegetativen" Begleiterscheinungen wie Übelkeit, manchmal Erbrechen und Herzklopfen einher. Dies kann unter besonderen Bedingungen bei ganz gesunden Menschen vorkommen (Seekrankheit, Reisekrankheit, Höhenschwindel). Meistens ist der Schwindel aber - ähnlich wie der Schmerz - ein Alarmzeichen für eine Erkrankung, die der Abklärung bedarf. Glücklicherweise sind die meisten Schwindelformen gutartig und lassen sich erfolgreich behandeln.

Unser Gleichgewichtslabor verfügt über modernste Untersuchungsmethoden, um die Ursachen der Schwindelerkrankung feststellen und dann entsprechend behandeln zu können.

Das seelische Gleichgewicht

Genauso wie es ein körperliches Gleichgewicht gibt, existiert sicher auch ein seelisches Gleichgewicht.

Dabei lässt sich Seele und Seelisches sicherlich sehr unterschiedlich verstehen. Allgemeine Übereinstimmung besteht aber darin, dass die emotionale Bewertung und das individuelle Erleben dazugehören. Dabei wirken Körper und Seele sicher eng zusammen und beeinflussen sich gegenseitig, möglicherweise sind sie gar nicht von einander zu trennen, sondern 2 Seiten einer Medaille.

Eine wichtige Schnittstelle liegt im sog. Limbischen System. Hier werden gefühlsbetonte Impulse wahrgenommen, interpretiert und vermittelt und in Aktionen umgesetzt, meisten bevor das Bewusstsein erfährt, was geschehen ist.

Da Menschen in der Regel immer zu anderen Menschen in Kontakt stehen und aus vielen Gründen auch stehen müssen, vollzieht sich die emotionale Entwicklung des Menschen in enger Wechselwirkung mit seiner Umgebung.

Dabei braucht - wie spätestens bei seelischen Krankheiten deutlich wird - auch die Seele ihr eigenes, sicher stets im Wandel begriffenes Gleichgewicht.

Was kann das Gleichgewicht stören?

Der Preis für die immer größeren Möglichkeiten eines immer umfassenderen und immer spezialisierteren Gleichgewichtssystems ist seine größere Anfälligkeit.

Schwindel ist dabei das führende Zeichen (Symptom) der Störung (Erkrankung). Schwindel kann ausgelöst werden, wenn einer der beteiligten Komponenten erkrankt und/oder gestört wird oder wenn es "Missverständnisse" ("Kollisionen") der verschiedenen Komponenten untereinander gibt. Diese Komponenten können körperliche und seelische, aber auch moralische und soziale sein.

Meistens reagiert gerade beim Symptom Schwindel das ganze "System" Mensch mit Körper, Seele und Geist in und mit seiner Umgebung. Sicher ist, dass sich bei einem häufigerem Schwindel oder gar Anfallsgeschehen der Schwindel nicht nur auf das Brechzentrum, die Augen und die Muskelaktivitäten auswirken kann, sondern auf das Befinden des ganzen Menschen. Schwindel-Anfälle können das bisher selbstverständlich Geglaubte gründlich durcheinanderwirbeln und rufen wohl deshalb nicht selten Todes- und Vernichtungsängste hervor.

Der Psychosomatiker Victor von Weizsäcker, der selbst an einer anfallsartigen Schwindelerkrankung litt, bezeichnete daher 1967 den Schwindel trefflich als ein "urkrankhaftes Symptom".

Wo kann Schwindel entstehen?

Erkrankungen am Gleichgewichtsorgan

Leitzeichen (Symptom): Drehschwindel

Es ist direkt einleuchtend, dass Schäden, Behinderungen oder Fehlfunktionen an einem oder beiden Gleichgewichtsorganen zu Gleichgewichtsstörungen führen müssen, die sich dann als Schwindel bemerkbar machen. Dabei stellt sich dieser Schwindel meist sehr deutlich als Drehschwindel dar und geht in der Regel auch mit den heftigsten Schwindel-Empfindungen einher. Er zeigt für die Zeit des Schwindels schnelle Augenbewegungen, einen sog. Nystagmus. Dies führt typischerweise zu einer sich drehenden Welt, meist verbunden mit Übelkeit, oft auch Erbrechen und - verständlicherweise - Angst.

Beginnen wir mit dem häufigsten organischen Schwindel, dem sog. gutartigen Lagerungsschwindel. Häufig, bewegungsabhängig, kurz, heftig und gut heilbar.

Der gutartige Lagerungsschwindel

Typisch sind kurze Drehschwindelattacken mit spezifischen Augenzitterbewegungen (Nystagmen) nach bestimmten Kopfbewegungen, aber auch beim Bücken oder Hinlegen.

Diese halten kaum länger als 30 Sekunden an. Meist vergehen nach der Lageänderung einige Sekunden, bevor der Schwindel einsetzt. Manchen wird dabei übel, einige müssen sogar erbrechen. Zwischen den Attacken kann eine leichte Gangunsicherheit bestehen. Betroffen sind überwiegend Patienten in der zweiten Lebenshälfte. Er ist in aller Regel besser therapierbar als jeder andere Schwindel, da die Ursache innerhalb weniger Minuten beseitigt werden kann. Bei dieser Teil-Störung des Gleichgewichtsorgans haben sich kleine Kalkkristalle (Otolithen) aus dem Gleichgewichtssäckchen spontan oder nach einer Kopfverletzung abgelöst. Diese Kristalle lagern sich dann bevorzugt in den nahegelegenen hinteren Bogengang ab, wo sie nicht hingehören. Bei Lagewechsel geraten sie in Bewegung, bewirken eine Reizung der Sinneszellen und vermitteln damit eine intensive Drehbewegung. Der "gutartige" Lagerungsschwindel verschwindet in der Regel, auch ohne Behandlung, nach einigen Wochen bis Monaten. Er kann jedoch nach einigen Monaten oder Jahren wiederkehren. Das Spektrum reicht von einer einzelnen kurzen Episode bis zum jahrzehntelangen Leiden. In etwa einem Drittel der Fälle geht dem "gutartigen Lagerungsschwindel" ein Schädelhirntrauma oder ein Ausfall des Gleichgewichtsorgans (Neuritis vestibularis) voraus. Die Diagnostik ist schon der Beginn der Therapie.

Weitere Infos: PDF "Lagerungsschwindel" | Download |

Diagnostische Lagerung

Dabei werden die Betroffenen rasch aus dem Sitzen in die Seitenlage gekippt, die heute zum Standard für jede Untersuchung eines Patienten mit Schwindel gehört - im Gegensatz zur oft unnützen apparativen Diagnostik. Mit einer speziellen Untersuchungsbrille, der sog. Frenzelbrille werden auch kleine Augenzitterbewegungen gut sichtbar. Wenn sich so die Diagnose sichern lässt, können 95% der Beschwerden innerhalb von wenigen Wochen beseitigt werden.

  • Der Patient dreht dazu den Kopf 45° zur gesunden Seite und wird dann auf die betroffene Seite gelegt.
  • Nach 30 Sekunden wird er mit einem raschen Schwung zur Gegenseite gelagert, ohne in der Sitzposition anzuhalten.
  • Die Drehung des Kopfes um 45° zur gesunden Seite wird während des gesamten Manövers beibehalten, so dass der Patient mit der Nase zur Liege gewandt in der zweiten Position landet.
  • Nach zwei Minuten kann sich der Patient wieder aufrichten.

Dadurch werden die Steinchen wieder aus dem Bogengang "heraus geschleudert". Eine erfolgreiche Lagerung zeigt sich meist durch einen erneuten Schwindel und Augenzittern in der zweiten Position. Mit Eigeninitiative und Mut können Sie dies auch schon alleine versuchen, z. B., wie von Th. Lempert, Berlin ausgearbeitet, so:

Rechts:

Selbstbehandlung des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels (rechts)

  • Setzen Sie sich auf ein Bett und drehen Sie den Kopf 45° zur rechten Seite.
  • Legen Sie sich rasch auf den Rücken, mit den Schultern auf ein Kissen, so dass der Kopf leicht nach hinten überstreckt ist, und warten Sie 30 Sekunden.
  • Drehen Sie den Kopf 90° nach links, ohne ihn dabei anzuheben und warten Sie wieder 30 Sekunden.
  • Nun rollen Sie mit Körper und Kopf 90° nach links, warten Sie erneut 30 Sekunden.
  • Rollen Sie nicht zurück in die Rückenlage, sondern setzen Sie sich aus der vorherigen Position auf.

Links:

Selbstbehandlung des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels (links)

  • Setzen Sie sich auf ein Bett und drehen Sie den Kopf 45° zur linken Seite.
  • Legen Sie sich rasch auf den Rücken, mit den Schultern auf ein Kissen, so dass der Kopf leicht nach hinten überstreckt ist, und warten Sie 30 Sekunden.
  • Drehen Sie den Kopf 90° nach rechts, ohne ihn dabei anzuheben und warten Sie wieder 30 Sekunden.

Führen Sie diese Bewegungsfolge dreimal täglich aus. Dabei kann ein kurzer Lagerungsschwindel ausgelöst werden. Beenden Sie die Übungen, wenn 24 Stunden lang kein Lagerungsschwindel aufgetreten ist, weder beim Üben noch zu anderen Zeiten.

Der akute einseitige Gleichgewichtsausfall

Einmalig, schlagartig, mehrere Tage, langsame Erholung Wenn ein komplettes Gleichgewichtsorgan ausfällt, kann es aus völligem Wohlbefinden heraus schlagartig zu einem für mehrere Tage andauernden, heftigen Drehschwindel kommen.

Der Schwindel ist verbunden mit Übelkeit und Erbrechen sowie Fallneigung im Sitzen und Stehen zur Seite des betroffenen Ohres. Der Kranke ist schwer beeinträchtigt. Die Betroffenen können sich nicht mehr bewegen und werden dementsprechend auch meist als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert. Wegen des Augenzitterns entsteht für den Patienten das Gefühl, dass sich die Umwelt dreht. Im Gegensatz zum Lagerungsschwindel ist der Gleichgewichtsausfall zwar nicht durch Kopfbewegungen verursacht, dennoch verstärkt jede Kopfbewegung die Symptome. Das Schwindelgefühl und die Fallneigung klingen in der Regel innerhalb von Tagen deutlich ab, eine vollständige Ausheilung oder - wenn diese ausbleibt, eine Gewöhnung an die neuen Umstände, dauert meist über 1-2 Wochen.

Ursachen können Verletzungen oder vorübergehende Durchblutungsstörungen des Innenohres sein. Weitere Ursachen können aber auch Infektionen mit sogenannten "neurotropen" Viren sein. Dazu gehören Mumps-, Herpes Zoster-, Masern-, Influenza-, Adeno- Viren. Diese befallen, mit besonderer Vorliebe Nerven und dann eben auch den Hör und Gleichgewichtsnerv. Dabei kann auch - übergreifend - das Hörorgan betroffen sein. Dann kommen zum Schwindel ein mehr oder weniger deutlicher Hörverlust und oft auch Ohrgeräusche hinzu.

Verlauf:

In der Regel bessern sich die Beschwerden nach Ausfall eines Gleichgewichtsorgans innerhalb von Tagen und verschwinden meist nach 2-3 Wochen vollständig und dauerhaft. Beschleunigen kann dies ein gezieltes Gleichgewichtstraining.

Im akuten Anfall können schwindeldämpfende Medikamente wie etwa Dimenhydrinat, z.B. Vomex sinnvoll sein, um den Schwindel zu unterdrücken und die Schädigungsphase zu überstehen.

Ab dem zweiten oder dritten Tag sollten diese nicht mehr eingenommen werden, da sie dann den Ausgleich durch das verbliebene oder gesundende Gleichgewichtssystem behindern.

Die Besserung erfolgt dabei entweder in dem das erkrankte Gleichgewichtsorgan oder der Nerv sich nach Abklingen der Entzündung wieder erholt. Das Innenohr kann komplett ausheilen.

Selbst wenn ein Gleichgewichtsorgan dauerhaft beschädigt bleibt, kann das andere im Verbund mit den anderen Komponenten des Gleichgewichtssystem dessen Funktionen weitestgehend übernehmen.

Die Therapie besteht dann aus aufeinander aufbauenden Gleichgewichtsübungen

So merkt man den meisten Menschen mit nur einem Gleichgewichtsorgan ihren Schaden meistens nicht mehr an.

Was bleiben kann ist die Angst

Auch wenn alles dafür spricht, dass man eher im Lotto gewinnt als - im Rahmen dieses Krankheitsbildes - einen erneuten Gleichgewichtsausfall zu erleben, kann dieser so erschütternd und existentiell bedrohlich erlebt werden, dass sämtliche bisher bekannte oder vermutete Lebenssicherheiten als schwindend und schwindelnd bedroht und gefährdet erlebt werden können.

Hier kann dann über eine gute Aufklärung und intensives Gleichgewichtstraining oft eine psychologische Behandlung weiterhelfen.

Migräne

Kennzeichnend für eine Migräne sind in der Regel Attacken mit halbseitigen, manchmal auch beidseitigen Kopfschmerzen.

Aber viele Migräne Patienten geben auch Schwindel als gelegentlichen oder häufigen Begleiter ihrer Kopfschmerzen an. Dabei kann der Schwindel in drei Varianten auftreten:

  • als Drehschwindel,
  • als Lageschwindel oder
  • als diffuser Schwindel ohne Bewegungserscheinungen.

Der Drehschwindel und der Lageschwindel gehen wahrscheinlich auf eine Durchblutungsstörung im Hirnstamms zurück. Der diffuse Schwindel äußert sich als Benommenheit, manchmal auch als Unfähigkeit, klar zu denken. Der Schwindel kann, so berichten die Betroffenen, einige Stunden anhalten, manchmal überdauert er sogar die Kopfschmerzen einige Tage oder gar Wochen. ausführlich s. Lempert: Schwindel, was steckt dahinter, Piper 1994. und Oliver Sacks: Migräne, Rowohlt-Verlag.

Der Seelische Schwindel

Auch die Seele und die damit verbundenen oder sie bedingenden Gefühle von Lust und Unlust hat ihr eigenes Gleichgewicht.

Dies wird spätestens deutlich, wenn sich in Depressionen, nicht kontrollierbaren Ängsten, Zwängen und/oder psychosomatischen Erkrankungen ihr Unwohlsein oder gar ihre Vernachlässigung zeigt.

Schwindel in all seinen Bedeutungen ist hierbei ein häufiges Anzeichen dafür, daß im seelischen Gleichgewicht etwas durcheinander gekommen ist oder sehr vernachlässigt wurde. So macht der seelische Schwindel mit mindestens etwa 30% aller Schwindelformen einen beträchtlichen Anteil aus, der aber oft verkannt wird.

Diagnostik

Die Krankengeschichte ist bei Schwindelerkrankungen die wichtigste Grundlage überhaupt. Sie führt - zusammen mit grundlegenden HNO Untersuchungen - in bis zu 90 % der Fälle schon zur Diagnose. Dabei spielt die Art und Weise und der zeitliche Verlauf eine wichtige Rolle. Im Idealfall werden dabei körperliche und seelische Momente deutlich. Leider sprengt ein solch zeitlich aufwendiges Vorgehen meist den Zeitrahmen in der Praxis. Es ist aber ein Anliegen, dem sich unsere Klinik grundsätzlich angenommen hat.

Diesen Fragen sollte sich eine allgemeine körperliche Untersuchung mit Überprüfung des Herz-Kreislauf-Systems anschließen. Bei Verdacht auf Prozesse im Zentralnervensystem kann eine Spezial-Röntgenuntersuchung des Kopfes (Computer-Tomo-Gramme oder Kernspin-Untersuchung) insbesondere Tumor-Erkrankungen oder eine Multiple Sklerose ausschließen.

Die Psychosomatische Befunderhebung - Psychologische Diagnostik

Ärztliche und psychologische Psychotherapeuten und Psychosomatiker suchen - mit Ihnen! - über den organischen Befund hinaus nach der Bedeutung, aber auch nach den Folgen der Krankheit für Sie und ihr Erleben.

Sie erforschen mit Ihnen, welche Situationen dazu führen, dass sich die Symptome verschlechtern oder verbessern. Sie hören nach den Gefühlen und Erinnerungen in solchen Situationen. Dies geschieht ambulant in einem sog. diagnostischen (Erst-) Interview, dem sich in der Regel weitere Probe-Stunden (sog. probatorische Sitzungen) anschließen. Gegebenfalls werden spezielle psychologische Fragebögen angewandt.

Oft ist die Unterscheidung zwischen einem organischen Schwindel, etwa aus dem Innenohr, und dem Schwindel der Seele schwierig und bedarf des entsprechenden Wissens.

Therapie

Aufklärung und Beratung

Ziel: Klarheit und Zuversicht

Nach der genauen Diagnostik muss eine - für Sie verständliche und nachvollziehbare - Aufklärung erfolgen.

Dabei gilt es zu erkunden, was noch möglich ist, ohne aber in vermeintlicher Schonung eine Machbarkeit vorzutäuschen, die schnell enttäuscht wird.

Je besser die Erkrankung verstanden werden kann, um so mehr lebbare Möglichkeiten des Umgangs mit dem Schwindel können deutlich werden. Um so geringer sind auch die Folgeprobleme. Dies gilt insbesondere für eine von den Betroffenen oft nicht bemerkbare Angstentwicklung und für den seelischen Schwindel.

Daher muss das Ziel sein, den vom Schwindel Betroffenen Klarheit und Zuversicht zu vermitteln. Das gilt für die Schulmedizin und ist, um es hier schon vorweg zu nehmen, auch das wesentliche Wirk- Element der sog. Alternativmedizin.

Nötig ist hier von der Seite des Mediziners ein verständnisvoller Zugang für das Wissensbedürfnis und die Not des Patienten.

Nur selten werden Operationen nötig und nur selten sind - allein - Medikamente sinnvoll. So geht es meistens um eine Anleitung und Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei kann auch das Engagement der Betroffenen in Selbsthilfegruppen sinnvoll sein. So gibt es zu fast allen Krankheitsbildern inzwischen eigene Selbsthilfegruppen

Sind Medikamente sinnvoll gegen Schwindel?

Sinnvoll sind schwindelunterdrückende Medikamente (Antivertiginosa) bei akuten, zeitlich begrenzten Schwindelattacken.

Dies gilt für das Anfangsstadium des akuten Gleichgewichtsausfalls oder im Anfall bei der Menièreschen Erkrankung. Aber sie sollten nie länger als 1-2 Tage eingenommen werden, da sie dann wiederum den Kompensationsprozess des Gleichgewichtssystem hemmen.

Eine Reisekrankheit lässt sich unterdrücken, in dem letztendlich zentrale Wahrnehmungsfunktionen gedämpft werden. In diesem Sinne ist natürlich eine Prophylaxe für ein bestimmtes Ereignis möglich. Allerdings wird dies mit Müdigkeit, Mundtrockenheit, möglicherweise auch des verschwommenen Sehen und Harnverhaltes erkauft.

Möglicherweise können einige neuere Medikamente bei Migräne-Attacken, die mit Schwindel einhergehen, über einen Anfall hinaus helfen, wobei es auch hier keine generelle Lösung gibt und erst noch weitere Erfahrungen gemacht werden müssen.

Ansonsten gibt es zur Vorbeugung von Schwindel keine Medikamente, die bisher den Nachweis erbringen konnten, dass sie tatsächlich mehr als Placebos wirken. Ein Placebo ist ein Medikament, das keinen wirksam Inhaltsstoff besitzt.

Dennoch feiert die Substanzklasse der "Betahistine" gute Verkaufserfolge. Beim Menschen gibt es- trotz langjähriger Anwendung - keine Studie, die eine Überlegenheit von Medikamenten gegenüber Placebos zeigt.

Dennoch werden sie zahlreich verordnet, da sie zumindest Patient und Arzt das Gefühl geben, etwas getan zu haben. Das erfreulichste dabei dürfte noch sein, dass wahrscheinlich auch keine großartigen Nebenwirkungen zu erwarten sind. Wirksam ist wahrscheinlich, dass die Maßnahme Zuversicht und Hoffnung auslöst, was letztendlich dazu beiträgt, wieder selber auf die Beine zu kommen. Das gleiche dürfte auch für die sogenannten "Durchblutungsmittel" gelten, sei es nun das pflanzliche Ginko, Tebonin oder die chemischen "Nootropica".

Vollkommen überflüssig sind sie bei der Behandlung des Lageschwindels oder bei chronischen Schwindelformen.

Psychopharmaka

Ohne Zweifel können Psychopharmaka dazu beitragen, das Elend auszuhalten und die Symptome zu unterdrücken. Kaum abzuschätzen ist hingegen, wie viele Patienten, meist mit valiumähnlichen Mitteln schlecht bedacht oder gar leichtfertig in eine Sucht geschickt werden. So sind Vorsicht und Zweifel vor allem vor Schlaf- und Beruhigungsmitteln angebracht und notwendig. Teilweise erschwert diese zu Recht in Verruf gekommene Praxis, ausgerechnet dann die Nutzung der Psychopharmaka, wenn sie nötig werden. Psychopharmaka sollten aber keinesfalls gegen den - organisch bedingten - Schwindel oder die Angst vor dem Schwindel eingesetzt werden. Dies verhindert therapeutische Veränderungen. So verlangt die Medikamentenbehandlung bei psychischen Störungen nicht nur eine umfassende Kenntnis und Erfahrung. Sie benötigt auch, noch mehr als sonst in der Medizin, ein Gespür für die Zweifel und Ängste der Kranken. Psychopharmaka können insbesondere Symptome und psychische Störungen wie Angst, Depressivität, aber auch Halluzinationen unterdrücken Sie können im günstigen Falle eine Wende im Krankheitsgeschehen einleiten aber, sie bekämpfen nicht die Krankheit selber: sie sind Krücken.

Damit - auch(!) davon - sinnvoller Gebrauch gemacht werden kann, sollte bei massiven seelischen Erkrankungen ein Facharzt für Psychiatrie aufgesucht werden.

Gewusst werden muss aber, dass die Pharmakotherapie keineswegs für jede psychische Störung ein spezifisch wirksames Medikament bereit hält. Sie hat nur ein grobes Instrumentarium zur Verfügung. So kann sie mit den sog. "Tranquilizern" Beruhigung erreichen. Mit antidepressiven Medikamenten kann eine Stimmungsaufhellung und Aktivierung eintreten. Sie machen etwas dickhäutiger gegenüber seelischen Verletzlichkeiten und geben mehr Stütze im Außen. Sie können als Stütze - dann durchaus sinnvoll sein. Manchmal sind Sie sogar nötig, um überhaupt erst therapeutisch in Kontakt kommen zu können. Neuroleptika können die quälenden Symptome der Verfolgungsangst, die seelischmotorische Erregung, Halluzinationen und im gewissen Umfang auch Denkstörungen bei Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis günstig beeinflussen.

So haben Psychopharmaka ihre Berechtigung als Hilfe, als Übergangsregelung und als Unterstützung anderer Maßnahmen. Dabei unterscheiden sich die dazu fachgerecht eingesetzten Medikamente in ihren Wirkstoffen deutlich von den Schlaf- oder Beruhigungsmitteln.

Psychotherapie

Beim Seelenschwindel ist die professionelle Therapie der Seele notwendig

Psychologische Maßnahmen müssen erwogen werden, wenn Krankheitsbewältigungsprobleme auftreten und die Lebens- und Berufsfähigkeit gefährdet ist. Psychotherapeutische Hilfe ist insbesondere notwendig, wenn sich ein psychogener Schwindel einstellt.

Dabei sollte der Psychotherapeut bei Schwindel Erkrankungen auch organisch - zumindest grob - Bescheid wissen - und - das ist der Wunsch und die Anforderung an die nichtärztlichen Psychotherapeuten - nicht jeden Anfall als "psychogen" deuten.

Gleichgewichtsübungen

Gleichgewichtsübungen sind ein wichtiger Schritt zur Wiedergewinnung von Sicherheit in der Bewegung und der "Haltung" im weitesten Sinne. Dies gilt auch für "seelische" Schwindelzustände! Geachtet werden soll dabei auf die Körperwahrnehmung und die Schulung insbesondere der Körpereigenfühler und der Augen.

Integrative Bewegungstherapie

Neben einem individuell abgestimmten, speziellen Gleichgewichtstraining arbeiten wir besonders mit aus dem chinesischen Gesundheitssystem stammender Integrativen Bewegungstherapie.

Infobox Selbsthilfeorganisationen

  • Deutsche Tinnitus-Liga e.V.
    Postfach 349
    42353 Wuppertal
    Telefon: 0202/246520
    Internet: www.tinnitus-liga.de

Schwerbehinderung und Minderung der Erwerbsfähigkeit

Um zu einem Schwerbehindertenausweis oder der Bestätigung der Minderung der Erwerbsfähigkeit zu kommen, müssen Sie einen Antrag bei Ihrem zuständigen Versorgungsamt stellen.

Dieser kann in der Regel von Ihnen selbst ausgefüllt werden.

Nach der neuen Gesetzgebung werden nicht mehr - wie früher - einzelne Behinderungen einfach zusammengezählt. Jetzt muß der Gutachter aus dem Gesamtbild einen angemessenen Gesamt-Grad der Schädigung in Prozent ermitteln.

Hinsichtlich von Schwindel-Erkrankungen lauten die

"Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht nach dem Schwerbehindertengesetz", Ausgabe November 1996, in einem "Auszug aus dem Buch des Bundesministeriums für Arbeits- und Sozialordnung" ausführlich s. z.B. in Schaaf: M. Menière. 3. Auflage. Springer 2001


Für Ärzte und Therapeuten

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Kontakt

Für weitere Informationen erreichen Sie uns unter

0 56 91 800 330

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